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Wasser für Versailles und die Witwe des Sonnenkönigs

Die Attraktion von Maintenon ist ein kleines Schloss, das eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen hat. Uns wurde diese Geschichte von einem hervorragenden Fremdenführer nähergebracht, einem französischen Studenten, kurz vor dem Masterabschluss stehend, der unter anderem auch in Deutschland Geschichte studiert hatte. Neben dem Vermitteln des Standardprogramms konnte er auch alle unsere Fragen kompetent beantworten und das in sehr gutem Deutsch.


Madam de Maintenon, die dieses Schloss berühmt gemacht hat, hatte einen schlechten Start ins Leben. Sie wurde im Gefängnis geboren, da ihr Vater nicht nur seine Frau und ihren Liebhaber umgebracht hatte (ein Kavaliersdelikt zu der Zeit) sondern auch die Religion etwas zu häufig gewechselt und sich dadurch einflussreiche Feinde gemacht hatte.
Nach einem Aufenthalt auf  Martinique kehrte die  spätere Madame de Maintenon nach Frankreich zurück, erhielt Zugang zur besseren Gesellschaft und wurde die Gouvernante der illegitimen Kinder von Ludwig XIV. So machte sie auch die Bekanntschaft des Königs, eine Bekanntschaft, die sie geschickt ausbauen konnte.
Von den großzügigen Vergütungen des Königs konnte sie sich Schloss Maintenon kaufen und entsprechend ihren Vorstellungen umbauen.

Eine weitere Sehenswürdigkeit befindet sich im Garten des Schlosses, der, unnötig zu erwähnen, von Le Nôtre, dem Gartenkünstler Ludwig XIV entworfen wurde. Am Ende des Gartens erhebt sich eine Ruine, die stark an eine römische Wasserleitung erinnert. Wie wir erfuhren gab es in Versailles nicht ausreichend Wasser, um alle Springbrunnen Tag und Nacht zu betreiben – eine Forderung, die der König aufgestellt hatte. So kam man auf die geniale Idee das Wasser der Eure über ca. 100 km mittels einer Wasserleitung nach Versailles zu transportieren. Das Tal der Eure bei Maintenon sollte mit einem Aquaedukt nach römischem Vorbild überbrückt werden. Vauban, der bekannte Festungsbauer, konnte das Projekt auf einen realisierbaren Umfang zusammenstreichen und da der König gerade keinen Krieg führte, gab es ausreichend Arbeitskräfte (Soldaten) und finanzielle Mittel, um umgehend mit dem Bau beginnen zu können. Als der König sich im nächsten Krieg engagierte, wurden die Soldaten abgezogen, die Mittel standen nicht mehr zur Verfügung und das Bauwerk verfiel.

Vollgestopft mit all diesen Informationen aber auch angetan von der Schönheit des Schlosses und dem romantischen Anblick des verfallenen Aquädukts, den man sich sehr gut als Sujet eines Gemäldes der Romantik vorstellen kann, ging es dann in die Mittagspause. Wir hatten ein kleines Restaurant ganz für uns alleine und die Organisatoren halfen dem Personal wie selbstverständlich, anfängliche Engpässe bei der Bedienung – Getränke, Brot etc. zu überbrücken.
Nachmittags fuhren wir nach Rambouillet, wo mehrere Möglichkeiten geboten wurden, den dortigen Schlosspark zu erkunden. Einige machten sich mit Tretmobilen auf den Weg, andere mit Elektrofahrzeugen und wieder andere versuchten, in Ruderbooten auf den Teichen Erfrischung zu finden.  Das Schloss selbst war eingerüstet und mit Planen verhüllt. Wir vermuteten, dass unsere französischen Freunde es à la Christo hatten verpacken lassen, um bei uns einer Reizüberflutung vorzubeugen.
Es war ein sehr entspannter Nachmittag, was aber allen wegen der großen Hitze und der anspruchsvollen Besuche am Morgen und am Vortag sehr gelegen kam. Wir nahmen  noch eine Erfrischung zu uns, bevor wir die wenigen Kilometer zurück nach Les Essarts le Roi fuhren.
Einer kühlen Dusche gelang es, einen Teil der Lebensgeister wieder zu motivieren und wir saßen zusammen mit unseren Gastgebern im Schatten und versuchten gemeinsam z.B. die weißen Flecken in der französischen Geschichte mit Inhalten zu füllen, Geheimnisse der französischen Sprache zu ergründen, die Möglichkeiten der Feinstaubbekämpfung zu diskutieren  oder die Verbesserungen für das zukünftige Europa zu definieren. Dies alles bei einem kleinen Apéro, wie man in Frankreich liebevoll den Apéritif abkürzt, und in Erwartung eines französischen Abendessens.
Die Gespräche wurden in Deutsch oder in Französisch geführt. Verständnisvolle Organisatoren hatten durch entsprechende Auswahl dafür gesorgt, dass es zu keinen Sprachproblemen kam.  Bei den französischen Gastgebern  sprechen viele sehr gut Deutsch und haben kein Problem damit, auch lange Gespräche in deutscher Sprache zu führen.