Gemeinde Salem

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Aktuelles von der Partnerschaft

Das Tal der Mühlen und die Burg de la Madeleine über Chevreuse

Mit Fahrgemeinschaften – unsere französischen Freunde lassen es sich nicht nehmen, uns zu chauffieren – erreichen wir nach wenigen Minuten die kleine Mühle im Tal von Cernay. Mönche – Zisterzienser um genau zu sein, haben in diesem Tal ein Kloster gebaut, die Hochflächen urbar gemacht und Getreide angebaut, im Tal das Wasser aufgestaut, Mühlen angelegt und auch Fischzucht betrieben. Am Ende waren es 6 Mühlen die hier arbeiteten, wenn auch nicht ausreichend Wasser da war, um alle ganzjährig zu betreiben. Die Mühlen sind verfallen und das Kloster zu einem 4-Sterne-Hotel umgebaut. Heute gehört das Tal zu einem regionalen Naturpark. Eine der Mühlen, die „kleine Mühle“ wurde zu einem Museum restauriert, in dem die vorzeitliche Entstehung des Tales, die wirtschaftliche Entwicklung der Region mit den Mühlen und der Wasserwirtschaft, die Funktion der Mühlen  sowie die Bedeutung des Tales für die Landschaftsmalerei dargestellt werden. Eine Parkrangerin (hoffentlich politisch korrekter Ausdruck) nimmt uns mit auf eine kleine Wanderung und erklärt uns die Sehenswürdigkeiten. Es ist eine sehr romantische Landschaft – das Wasser, der alte Baumbestand, die Ruinen, z.B. die der großen Mühle ergeben für die Wanderung  ein sehr angenehmes Ambiente, das dazu einlädt, die Seele baumeln zu lassen. Als damals mit der Eisenbahn ein „schnelles“ und bezahlbares Verkehrsmittel zur Verfügung stand, wurde das Tal von Cernay zum Naherholungsgebiet für Paris. Wahre Menschenmassen suchten an den Sonntagen die Schönheit der Natur. Auch den Künstlern blieb diese Schönheit nicht verborgen. In Cernay gründete Leon Germain Pelouse eine Künstlerkolonie der Landschaftsmalerei. Pelouse (1838-1891) ist, wie wir alle wissen, ein bekannter französischer Landschaftsmaler. Als Autodidakt folgte er trotz anfänglich starker Kritik und Ablehnung (wahrscheinlich u.a. durch einen Herrn Tondeuse, der ihn kurz halten wollte) seiner Berufung.  Seine Könnerschaft machte ihn schlussendlich bekannt. Er erhielt mehrere Preise, wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und seine Bilder hängen in bekannten französischen Museen. Mitten im Wald von Cernay steht  sein Denkmal.

Mittags kommen wir in den Genuss eines „cocktail dînatoire“ im Freien, ein kaltes Buffets, das man ohne Besteck verzehren darf. Erschwert wird der Genuss durch den zusätzlichen Verzicht auf Teller. Regionale Produkte – Rohkost, Würste, Schinken, Käse, Obst, Brot und auch Bier, Wein und Wasser werden angeboten, alles sehr appetitlich angerichtet und auch sehr lecker. Bei der Selbstbedienung am Buffet konnten die unterschiedlichen Taktiken beobachtet werden: von der englischen Variante – man suche sich einen Vordermann und stelle sich hinter ihm an, bis zur Möwentaktik – das Buffet umkreisen und das Angebot sondieren, dann unvermittelt vorschnellen, sich einen Leckerbissen sichern und verschwinden, ist alles vertreten. Auf eine Auswertung hinsichtlich Alter, Geschlecht und Nationalität wird wegen der Vielzahl der Vorgehensweisen und der zu geringen Anzahl der Probanden verzichtet. Da sich die Tische mit den Stühlen und den Getränken in 10 m Abstand vom Buffet befinden, ist man viel unterwegs (aber man geht ja eh zu wenig) und so manche Köstlichkeit, die man sich am Buffet auf die Serviette gelegt hat, erreicht den Tisch nicht, sondern wird schon unterwegs verzehrt und  zurück bleibt die Frage: mit leeren Händen zum Tisch gehen, und etwas trinken oder zum Buffet zurückkehren und den Versuch wiederholen.

Kennern von Spruchweisheiten, der Essays von Francis Bacon oder alten orientalischen Texten tut sich noch eine weitere Möglichkeit auf: in Anlehnung an die Geschichte mit dem Berg und dem Propheten (nein , das steht nicht in der Bibel), kann man auch, wenn die Häppchen nicht zu den Tischen mit den Getränken wollen, die Getränke mit zum Buffet nehmen. Aber genug der hochgeistigen Gespräche. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir die Mittagspause im Schatten der Sonnenschirme.

Am Nachmittag steht noch eine Burg zur Besichtigung an: Burg de la Madeleine, hoch über der Stadt Chevreuse gelegen. Man kann auf einem schönen Wanderweg von Chevreuse aus zur Burg hinaufsteigen, aber wir sind nicht sonderlich böse, dass wir bei den immer noch hochsommerlichen Temperaturen die Fahrzeuge oben an der Burg abstellen. Der Bau der Burg wurde im 11. Jahrhundert begonnen und sie wurde mehrfach umgebaut. Trutzig und sehr gut erhalten gefällt sie uns sehr gut. Von der Burgmauer aus reicht der Blick weit über das Tal. Hier sieht man früh genug, wenn Verwandte oder Feinde zu Besuch kommen und kann sich entsprechend vorbereiten – z.B. die Tore verrammeln und die Zugbrücke hochziehen, oder bei Feinden:  Späher aussenden.

Parallel zur Burgbesichtigung findet eine kurze bilaterale Sachstandsbesprechung  zu den aktuellen Aktionspunkten der Gemeindepartnerschaft statt. Beide Seiten möchten neben den Bürgerreisen weitere gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen wiederbeleben, bzw. ins Leben rufen. Es besteht Einvernehmen darüber, was getan werden soll, aber nicht alles kann umgehend umgesetzt werden. Partnerschaften wollen gepflegt werden und Pflege bedeutet auch immer Aufwand, und Aufwand bei unabhängigen Stellen bedeutet Motivation und Überzeugung. Die Bürgermeister haben ihre Unterstützung zugesagt aber es gibt noch genügend weitere Entscheidungsträger, die gewonnen werden müssen. Trotzdem ist die Stimmung gut – wir sind motiviert, sehen die Möglichkeiten und wollen sie nutzen.
Zurück bei den Gastgebern folgt das übliche Ritual – sich erfrischen, einen kleinen Apéro im Freien genießen und dann das Abendessen genießen. Heute ist es irgendwie anders als sonst; der Abschied liegt in der Luft. Man bedankt sich für den tollen Aufenthalt, spricht bereits vom nächsten Jahr, hofft auf ein gesundes Wiedersehen, nimmt sich gegenseitig das Versprechen ab, sich zu melden, wenn man vorher in die Gegend kommt. Diesmal wird es nicht so spät: am nächsten Tag liegt die lange Autofahrt vor einem und man möchte ausgeruht die Fahrt beginnen.